Es war ein spontaner Einfall. Ein Hirngespinst. Einfach mal losziehen und etwas Anderes sehen, als das gewohnte Umfeld. Raus aus der Wohlfühlzone – hinaus in die Welt.
Genauso spontan wie die Planung war, sollte auch der Aufenthalt selbst werden. Morgens um 8:30 Uhr Abfahrt Nürnberg Hbf mit dem Fernbus. Knapp über drei Stunden Fahrt in die Tschechische Metropole. Es war mein erster Aufenthalt alleine in einem fremden Land, mit unbekannter Sprache, anderer Währung – so nah und gefühlt doch so weit weg.
Ankunft am Prager Busbahnhof (Florenc). Letzte Ratschläge vom gut aufgelegtem Busfahrer. Ausgestiegen und erstmal ziel- und planlos. Um mich herum Schilder mit unbekannten Worten, neue Symbole, absurd hoch wirkende Preise (1€ entspricht ungefähr 27 tsch. Kronen).
Nun bin ich also in Prag – Busbahnhof Prag. Und was jetzt? Wo bin ich hier? Wo soll ich hin? Wo bekomme ich Geld (Kronen) her?
Nach gefühlten 20 Minuten Schockstarre sagte ich zu mir selbst: „Reiss dich zusammen! Du wolltest es so, jetzt komm gefälligst damit klar!“. Auf zum Informationsschalter – Stadtplan besorgen zur Orientierung. Nächster Halt Wechselstube – Geld besorgen. Google Maps auf, kurze Orientierung, Innenstadt diese Richtung – los geht’s.
Ein erster Eindruck von den Straßen Prags. Genauso geschäftig wie in Nürnberg. Viele Straßenbahnen, enge Gassen, massig Zebrastreifen. So bahnte ich mir den Weg durch die unbekannten Straßen auf der Suche nach der Innenstadt mit all ihren Sehenswürdigkeiten, die auf dem Stadtplan vermerkt waren. Die zahlreichen Hinweisschilder zu den Attraktionen erleichterten die Suche deutlich. Das Wetter spielte leider nicht mit in Prag an diesem Tag – durchgängige Regenschauer und Temperaturen um die 15 °C ließen einen anstrengenden Tag erahnen.
Die erste Sehenswürdigkeit ließ nicht lange auf sich warten. Schnell erreichte ich den ‚Námêsti Republiky‘ mit dem ‚Obecní dum‘ – dem Gemeindehaus von Prag. Vorfreude stieg auf, als ich das schöne Gebäude erblickte. Vorfreude darauf, dass es ein guter Tag werden könnte. Ein schönes Gebäude aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts im neobarocken Stil. Direkt daneben bildete der ‚Praŝná brána‘ das Tor zur historischen Innenstadt von Prag.
Nachdem man durch ihn hinschritt, schlängelte man sich durch enge Gassen mit Gebäuden im historischen Baustil zum ‚Staromêstské námêstí‘. Ein riesiger Platz mitten in der Prager Altstadt. Über 900 m² erstreckt sich der, zu deutsch, Altstädter Ring. Umringt von dem Altstädtischem Rathaus (‚Staromêstská radnice‘) mit der Altstädter Turmuhr und der Teynkirche (‚Týnský chrám‘) erhebt sich in der Mitte des Platzes ein Brunnen mit einem Denkmal für Jan Hus.
Direkt weiter ging es in in der berühmten Karls-Brücke (‚Karlúv most‘). Ein beeindruckendes Bauwerk. Für den Autoverkehrt komplett gesperrt erstreckt sich die Brücke über die Moldau. Auf der Brücke selbst befinden sich neben zahlreichen Statuen viele historisch anmutende Laternen, die die Brücke in der Dunkelheit in einem goldenen Licht erstrahlen lassen.
Von der Brücke aus bereits zu sehen ist das ‚Praẑský hrad‘ – das Pendant zur Nürnberger Kaiserburg. Den Weg dorthin bahnt man sich durch allerlei internationale Botschaften. Das diplomatische Viertel wird stets von tschechischen, als auch der jeweiligen Nation entsprechenden Sicherheitspersonal streng bewacht. Jedes Auto das beispielsweise diese Straße passieren möchte, muss sich einer Kontrolle auf Sprengstoff an der Unterseite des Fahrzeugs mit Hilfe eines Spiegels unterziehen. Vorallem vor der amerikanischen Botschaft wird auch streng darauf geachtet, dass dem Gebäude niemand zu nahe tritt, geschweige denn Fotos davon macht.
Wenn man erfolgreich das Diplomaten-Viertel passiert hat und noch einen Blick auf andere kleine historische Bauten erhaschen konnte, steht man endlich vor der ‚Praẑský hrad‘. Nach einem kleinen Anstieg betritt man den Innenhof der Prager Burg und wird sogleich vom Anblick der St. Vitus Kathedrale (‚Kostel sv. Vita‘) erschlagen. Die Kathedrale im gotischen Stil reiht sich ein in eine Vielzahl von Museen, Galerien und anderen historischen Gebäuden aus dem Mittelalter. Beim Anblick der Prager Burg wird man unweigerlich an die Nürnberger Kaiserburg erinnert, die sich ebenso auf einem Hügel trohnt.
Weiter ging es in den großen Park der sich nördlich von Prag erstreckt. Nach einem überraschend hügeligen Aufstieg erreicht man eine Nachbildung des Eiffelturms, den ‚Petřín Lookout Tower‘. Von hier aus hat man auch einen guten Blick über die wunderschöne Skyline der Stadt. Danach beginnt der nicht enden zu scheinende Abstieg aus der Idylle, der grünen Lunge Prags, zurück in die geschäftige Großstadt.
Allmählich beginnt auch das Wetter mitzuspielen. Zwar versteckt sich die Sonne weiterhin hinter einem grauen Wolkenband, doch zumindest der Regen lässt nach. Da die Füße allerdings so langsam schwer werden, wird es Zeit für eine kleine Pause. Hierfür bietet sich das größte Kaufhaus in Prag an, das ‚Palladium‘. Auf über 5 Stockwerken finden sich über 200 Geschäfte mit vorallem modischen Accessoires und Schuhen. Zum Glück fand sich aber auch das eine oder andere Restaurant und so ergab sich die Gelegenheit eine kleine Stärkung zu sich zu nehmen.
Draußen dämmerte es nun so langsam. Es wurde Zeit die goldene Stadt bei Einbruch der Dunkelheit zu erleben. Auch an dieser Stelle wird man von Prag nicht enttäuscht. Durch die überall vorhande, zielgerichtet angebrachte, Beleuchtung erstrahlt die Innenstadt im wahrsten Sinne des Wortes golden. Leider sind die meisten der Bilder die Nachts von mir geschossen wurden nicht gut geworden, für die nächste Reise muss deshalb aufgerüstet werden.
Nachdem es schon spät wurde und ich nicht den Bus zurück nach Hause verpassen wollte, machte ich mich langsam auf den Weg zurück zum großen Busbahnhof. Da ich nun schon über 10 Stunden in Prag unterwegs war fande ich ohne große Schwierigkeiten den Weg. Um 23:30 Uhr ging es dann mit den Bus auf die Reise zurück in die Heimat. Zu Hause angekommen musste ich allerdings feststellen, dass es mit dem Angebot von öffentlichen Verkehrsmitteln um 3 Uhr Nachts unter der Woche in Nürnberg ziemlich düster aussieht. So musste ich mich auf Schusters Rappen vom Hauptbahnhof durch die Innenstadt nach Hause begeben. Hier hatte man nochmal einen guten Vergleich zwischen der Prager und Nürnberger Innenstadt. Nach einer weiteren Stunde Fußmarsch war ich dann endlich zu Hause angekommen.
Erschöpft und erschlagen von den vielen Eindrücken von Prag fiel ich in mein Bett. Es war eine sehr schöne Erfahrung und eine interessante Reise – daheim ist es aber doch am schönsten.