Wie man drei Stunden wartet, um eine Fehlermeldung zu bewundern.
Du kennst das Ritual. Du hast Code geschrieben. Vielleicht sogar getestet. Du bist aufgeregt, hoffnungsvoll. Du klickst auf “Run on Emulator” – und dann passiert: nichts. Also wirklich gar nichts. Dein Bildschirm friert ein, dein Lüfter beginnt zu schreien, und dein Kaffee wird kalt. Willkommen im finsteren Kapitel der Android-Entwicklung: Der Emulator.
Er ist kein Simulator, oh nein. Er ist eine Reinkarnation der Bürokratie in digitaler Form. Er prüft, initialisiert, startet Dienste, baut Netze auf, kompiliert Treiber, synchronisiert Uhrzeiten, installiert Play-Dienste – kurz gesagt: er lebt sein Leben. Und du? Du sitzt davor wie ein Museumsbesucher vor einer sich selbst neu erschaffenden Galaxie.
Die Startphase – Hoffnung ist ein schlechter Ratgeber

“Wird schon schnell gehen,” sagst du dir. Immerhin hast du einen modernen Laptop, viel RAM und SSD.
Der Startbildschirm des Emulators erscheint. Android-Logo. Ein Ladebalken. Du spürst Euphorie. Nach fünf Minuten flackert das Display. Nach zehn Minuten ist der Ladebalken weg – stattdessen: Schwarz.
Du klickst hektisch im Emulator herum, als könnte ihn das motivieren. Nichts. Nur ein einsamer Cursor in der Ecke. Irgendwann: Homescreen! Du freust dich wie ein Kind an Weihnachten – bis dir auffällt, dass die App gar nicht installiert wurde.
Du checkst Android Studio. Keine Fehlermeldung. Alles “grün”. Also klickst du erneut auf “Run”. Und da kommt sie: die erste Exception. “INSTALL_FAILED_INSUFFICIENT_STORAGE”. Du denkst: “Das ist doch ein Emulator?! Wieso hat der keinen Platz?!”
Und dann beginnt das Debugging des Emulators.
Das Labyrinth der AVD-Einstellungen
Du öffnest den AVD-Manager. Du versuchst, den Speicher zu vergrößern. Du änderst das Image. Du löschst Cache-Dateien. Du liest Forenbeiträge von 2013, die dir raten, Hyper-V zu deaktivieren, den Intel HAXM neu zu installieren und ein Regenopfer zu bringen.
Dann der Geistesblitz: Vielleicht liegt es am Cold Boot. Du klickst auf “Wipe Data”. Der Emulator startet neu. Jetzt geht’s vielleicht. Android-Logo. Ladebalken. Kaffeepause. Zwei neue graue Haare.
Endlich startet die App. Du drückst auf einen Button. Und – sie friert ein. Logcat zeigt dir ANR. Du öffnest die Performance-Tools, aber alles, was du siehst, ist ein Diagramm, das aussieht wie ein EKG während eines Stromausfalls.
Die Alternative: Ein echtes Gerät. Oder?

Du kramst dein altes Pixel 3 aus der Schublade. USB rein. “USB-Debugging aktivieren”. Android Studio erkennt das Gerät. Hoffnung keimt. Doch dann: “Device not authorized”. Du versuchst es nochmal. Neue Fehlermeldung. Du installierst ADB neu. Du tippst wie ein Wahnsinniger auf “OK” auf dem Handybildschirm, der inzwischen eingefroren ist.
Du gibst auf. Zurück zum Emulator. Du installierst ein neues Image, diesmal mit weniger Features. Vielleicht läuft es ja flüssiger. Immerhin verzichtest du jetzt auf alles außer Telefonfunktion. Ironischerweise startet diese Version des Emulators schneller – aber deine App crasht direkt beim Start. “No Play Services found”.
Du beginnst zu philosophieren: Gibt es eine Welt, in der Emulatoren funktionieren? Hat Google sie nur als Geduldstraining erschaffen? Sollte man überhaupt noch Apps schreiben, oder ist das alles nur ein gigantisches UI-Test?
Und dann: Es klappt. Kurz.
Du findest eine magische Konfiguration: Android 11, x86_64, Cold Boot, 4 GB RAM, keine Kameras, keine Play-Dienste. Der Emulator startet in zwei Minuten, deine App installiert sich – und läuft. Kurz. Dann freezt der Bildschirm, dein MacBook schaltet in den Notkühlmodus und die Lüfter klingen wie ein Düsenjet auf Speed.
Aber für einen Moment – einen ganz kurzen – funktioniert alles. Du klickst. Dein Button reagiert. Die App zeigt Text. Und dann, als sei es ein Witz der Götter, schließt sich der Emulator von selbst.
Erkenntnis: Du brauchst Geduld. Oder ein echtes Gerät.

Was du aus dem Emulator lernst, ist nicht Performance. Nicht Technik. Du lernst Geduld. Resilienz. Die Fähigkeit, fünfmal hintereinander dieselbe Aktion zu wiederholen, nur um danach festzustellen, dass du das falsche Target ausgewählt hast.
Der Android Emulator ist keine Entwicklungsumgebung. Er ist ein Lehrer. Er zeigt dir, wie man klarkommt, wenn nichts klappt. Wie man Fehler googelt, die es nicht geben dürfte. Wie man ein Betriebssystem emuliert, ohne selbst den Verstand zu verlieren.
Und wenn du es einmal geschafft hast, wenn dein Code durch diesen digitalen Fegefeuer-Prozess gegangen ist und am Ende trotzdem läuft – dann weißt du: Diese App ist kampferprobt. Sie hat das Schlimmste gesehen. Sie wird den Play Store überleben.
Über das Buch „Schöner sterben mit Android“
Ein satirischer Ratgeber für alle, die mutig genug sind, Android-Apps zu entwickeln – und dabei regelmäßig an Emulatoren, Lifecycles und Gradle zerbrechen. Mit bitterem Humor und liebevollem Spott schildert das Buch die kleinen Katastrophen des Entwickleralltags. Ideal für alle, die beim Debuggen lieber lachen als weinen wollen. Die Kapitel und Inhalte dieses Buches wurden mit der Unterstützung von KI erstellt.
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